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Der Bereich „Daten und Fakten“ bietet einen Einblick in die aktuelle Forschung und Wissenslage zum Fußverkehr in Deutschland.
Monitor Fußverkehr 2024: Die häufigste Art der Fortbewegung unter der Lupe
Die vom Bundesverkehrsministerium im Rahmen der Förderinitiative Fußverkehr geförderte Studie „Monitor Fußverkehr 2024“ liefert erstmals eine fundierte empirische Grundlage zum Stimmungsbild und Verhalten der Bevölkerung in Deutschland hinsichtlich der Mobilität zu Fuß. Die Studie wurde vom SINUS-Institut durchgeführt.
Im Rahmen des Projekts wurde zunächst durch eine Literaturrecherche und anhand von Expertinnen- und Experten-Interviews ermittelt, welche Themen und Forschungslücken besonders relevant sind. Im Oktober und November 2024 wurden daraufhin in zwei getrennten, aber inhaltlich möglichst vergleichbaren Repräsentativbefragungen 500 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren und deren Eltern (Online) sowie 4.000 Jugendliche und Erwachsene (ab 14 Jahren, online und telefonisch) befragt.
Zufußgehen ist beliebt
Die Studienergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Befragten (83%) gerne zu Fuß geht. 28% gehen sogar sehr gerne zu Fuß. Unter Kindern sind es ganze 95%, die gerne zu Fuß gehen. Mit steigendem Alter nimmt sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Kindern die Freude am Zufußgehen ab.
Zufußgehen ist die ursprünglichste Art der Fortbewegung – keine Fortbewegungsart wird häufiger genutzt. 83% der Menschen gehen regelmäßig zu Fuß: 53% täglich und 30% mindestens mehrmals pro Woche. Junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren sind am häufigsten zu Fuß unterwegs. Mit zunehmendem Alter geht man seltener zu Fuß. Dennoch ist das Gehen auch für Personen über 70 Jahren eine wichtige Fortbewegungsart.
Auch unter Kindern ist das Zufußgehen die am häufigsten genutzte Fortbewegungsart (84% mind. mehrmals pro Woche), dicht gefolgt vom Mitfahren im PKW (80%). Das Fahrrad wird von jedem zweiten Kind regelmäßig genutzt.
Schulweg: Zufußgehen überwiegt „Elterntaxi“
Die am häufigsten genutzte Fortbewegungsart auf dem Weg zur Schule ist das Gehen zu Fuß (54%). An zweiter Stelle kommen öffentliche Verkehrsmittel, die von 40% der Kinder genutzt werden. Weitere 38% der Kinder werden mit dem Auto in die Schule gefahren bzw. abgeholt (sogenanntes "Elterntaxi"). Das Fahrrad nutzen 24% der Kinder für ihren Schulweg.
Kinder zwischen 6 und 7 Jahren gehen am häufigsten zu Fuß zur Schule. Mit steigendem Alter nimmt die Bedeutung des Zufußgehens auf dem Weg zur Schule ab, während die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und des Fahrrads zunimmt.
Der Schulweg wird überwiegend positiv bewertet: 72 % der Kinder finden ihren Schulweg sehr gut oder gut. Kinder, die zu Fuß in die Schule gehen, bewerten ihn tendenziell noch etwas besser als diejenigen, die anders zur Schule kommen.
Schutzaspekte werden als befriedigend bewertet
Die Fußgängerfreundlichkeit des Wohnortes wird insgesamt gut bis mittelmäßig bewertet (Durchschnittsnote 2,4 auf einer Skala entsprechend der deutschen Schulnoten von 1 – beste Note bis 6 – schlechteste Note).
Die Bewertung zentraler Aspekte der Fußverkehrssituation fällt weniger gut aus (Durchschnittsnote 3,3). Hier zeigen sich große Unterschiede. Grundsätzlich noch gut bewertet wird das Gehwegnetz (2,6). Die Mehrheit der abgefragten Aspekte wird jedoch nur mittelmäßig bewertet, insbesondere Querungsmöglichkeiten (2,8), die Beschaffenheit und der Zustand der Gehwege (z.B. Zustand bei Nässe/Glätte: 3,1, Barrierefreiheit: 3,1, Beleuchtung: 3,2), sowie Schutzaspekte (z.B. Schutz vor vorbeifahrenden Autos: 3,3, vor schnelleren Verkehrsteilnehmenden auf dem Gehweg: 3,5, Schutz vor Hitze: 3,5 und Straßenlärm: 3,6). Eher schlechte Noten erhalten hingegen die Ausstattung mit öffentlichen Toiletten (4,5) und Wasserspendern (4,6).
40% der Befragten haben das Gefühl, dass der Fußverkehr von der lokalen Politik als wichtige Fortbewegungsart ernst genommen wird.
Hohes Sicherheitsgefühl beim Zufußgehen – Größere Unsicherheit bei Nacht
Die Mehrheit der befragten Personen (83%) fühlt sich sicher beim Zufußgehen, davon 26% sehr sicher. Bei Dunkelheit sinkt das Sicherheitsgefühl deutlich – es fühlen sich nur noch 52% sicher, davon 12% sehr sicher
Die größten Unsicherheitsfaktoren beim Zufußgehen sind das rücksichtslose Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmenden (z. B. Radfahrenden: 63%, E-Scooter-Fahrenden: 59%, Autofahrenden: 56%), schlechte Beleuchtung (57%), hohes Tempo motorisierter Fahrzeuge (55%) und die Angst vor Übergriffen (49%). Der letzte Punkt besorgt vor allem Jüngere und Frauen.
Das Sicherheitsgefühl der Kinder beim Zufußgehen unterscheidet sich danach, ob sie begleitet werden oder nicht. 95% fühlen sich sicher, wenn sie in Begleitung sind, aber nur 53% fühlen sich sicher, wenn sie allein unterwegs sind.
Unter Kindern sind die Hauptgründe für Unsicherheitsgefühle Dunkelheit (82%), Autos (51%) und Straßenkreuzungen (44%). Insbesondere jüngere Kinder zwischen 6 und 7 Jahren sorgen sich vor Autos (64%) und Straßenkreuzungen (58%). Vor vorbeifahrenden Fahrrädern sorgen sich 20% der Kinder, während fast ein Drittel (32%) Angst vor E-Scooter-Fahrenden hat.
Fragt man Kinder nach ihren Verbesserungswünschen, dann werden vor allem Aspekte zum Thema Schutz und Sicherheit genannt. Rund 30% wünschten sich weniger Autos oder einen besseren Schutz vor diesen, 13% wünschen sich bessere Beleuchtung.
Einen Link zu den ausführlichen Ergebnissen des Monitors Fußverkehr 2024 sowie zum Methodenbericht, der ergänzende Informationen zur Einordnung der Ergebnisse sowie Erläuterungen zur methodischen Vorgehensweise enthält, finden Sie unter WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN.
Weitere Erhebungen zur Alltagsmobilität
Laut der Studie Mobilität in Deutschland (MiD) 2023 wurden in 2023 etwa 26 Prozent aller Wege in Deutschland ausschließlich zu Fuß zurückgelegt – ein leichter Anstieg im Vergleich zum Zeitpunkt der Vorgängerstudie MiD 2017. Hinzu kommen Fußetappen, etwa zum Erreichen des ÖPNV. Der Fußverkehr ist damit nicht nur die klimaschonendste, sondern auch eine der meistgenutzten Fortbewegungsarten im Alltag. Besonders im Nahbereich – etwa für den Schulweg, den Weg zur Haltestelle oder zum Einkaufen – ist das Zufußgehen von zentraler Bedeutung. Zudem verbindet der Fußverkehr verschiedene Verkehrsträger und ist somit ein wesentliches Element des Umweltverbunds aus öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV), Rad- und Fußverkehr.
Ausgewählte europäische und internationale Publikationen:
Amtsblatt der Europäischen Union. „Sektorübergreifende Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität.“ C 354/1, 2013
Bericht der WHO „Zufußgehen und Radfahren: Neueste Erkenntnisse zur Unterstützung von Politikgestaltung und Praxis"
Bericht der WHO “Report of the eighteenth annual meeting of HEPA Europe - European Network for the Promotion of Health Enhancing Physical Activity”
WHO (Europe) und UNECE (2024) “Pan-European Master Plan on Walking”