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Verschiedene Schiffe, Gebäude und Krananlagen im Hamburger Hafen

Quelle: Adobe Stock / fancyfocus

Deutschlands Güterversorgung und die Sicherheit auf See und an den Küsten hängen von einer leistungsfähigen maritimen Infrastruktur ab. Die Behördenschiffe des Bundes nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. Um den Anforderungen weiterhin zuverlässig gerecht zu werden, wurden zum Jahresende vier Ersatzneubauten vergeben.

I. BSH vergibt Bauauftrag für zwei Mehrzweckschiffe

Die Mehrzweckschiffe des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) vermessen den Meeresboden für Seekarten und untersuchen Unterwasserhindernisse. Zudem unterstützt das BSH Verteidigungs- und Sicherheitsbehörden mit seinen Daten.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder:

Die moderne Schifffahrt ist auf zuverlässige Daten angewiesen. Je besser die Datengrundlage, desto zuverlässiger können digitale Systeme bei der sicheren Schiffsführung unterstützen. Neben der Verkehrssicherheit gewinnt aufgrund der geopolitischen Situation aber auch die verteidigungspolitische Komponente immer mehr an Bedeutung. Die beiden neuen Schiffe sind absolut notwendig, diesen Anforderungen auch weiterhin zuverlässig zu gerecht zu werden.

„Mit der Flottenmodernisierung stellen wir die ständige Einsatzbereitschaft in Nordsee und Ostsee mit je einem Schiff sowie mit der erforderlichen Spezialausstattung und einer erfahrenen Crew sicher“, erklärt BSH-Präsident Helge Heegewaldt. „Bei Havarien können wir Unterwasserhindernisse zügig untersuchen und weitere Maßnahmen einleiten. Unsere Vermessung und ozeanographische Datenerhebung sind auch für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands durch die Marine relevant.“

Mit den zwei Neubauten, die die namensgleichen WEGA und DENEB ersetzen, investiert das BSH in moderne Wissenschaft und Technik sowie in umwelt- und klimafreundliche Antriebe. Die Neubauten nutzen hauptsächlich Methanol, das bereits jetzt deutlich weniger Emissionen als Diesel verursacht und zukünftig klimaneutral produziert werden kann. „Die Motoren sind für grünes Methanol ausgelegt und reduzieren CO₂ im maritimen Sektor“, sagt Heegewaldt. Beide Neubauten erhalten das Umweltgütezeichen „Blauer Engel, UZ-141 für Schiffsdesign“.

Die Schiffe erfüllen den „Silent-R“-Standard der Klassifikationsgesellschaft DNV für Forschungsschiffe. Der geräuscharme Betrieb schützt die Meeresfauna und ermöglicht präzisere akustische Messungen. Ein modernes dynamisches Positionierungssystem gewährleistet höchste Ausfallsicherheit, sodass präzise Lagehaltung für sichere Tauchereinsätze und den Einsatz ferngesteuerter Unterwasserfahrzeuge (ROV) möglich ist. Damit können komplexe Unterwasserarbeiten effizient und zuverlässig durchgeführt werden. Die Schiffe sind mit moderner hydrographischer Ausrüstung ausgestattet, die Sensorik und Messtechnik für die Vermessung des Meeresbodens und der Wassersäule umfasst. Ergänzend kommen erstmals autonome Vermessungsfahrzeuge zum Einsatz, dadurch werden hydrographische Einsätze deutlich effizienter.

Zeitplan und Kosten

Die Fertigstellung der neuen WEGA ist für 2029 geplant, ein Jahr später soll die neue DENEB folgen. Die Gondan-Werft überzeugte im Vergabeverfahren durch wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und hohe Qualitätsstandards. Das Unternehmen plant die Entwicklung eines Schiffs komplett digital und setzt innovative Technologien wie Schweißroboter ein. Die Gesamtkosten für beide Schiffe betragen 270 Millionen Euro.

Details zu den Neubauten

Die beiden Neubauten sind jeweils 70 Meter lang, 15 Meter breit und haben einen Tiefgang von 4,2 Metern. Die Besatzung besteht aus 18 Personen, dazu können bis zu sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mitfahren. Die neue WEGA wird wie das bisherige Schiff in Hamburg stationiert, die neue DENEB wird ihren Heimathafen in Rostock haben. Beide Neubauten sind für eine Betriebsdauer von 30 Jahren ausgelegt.

Leistung der Flotte für die Vermessung, Meeresumweltbeobachtung und Forschung

Im Jahr 2024 wurden von der BSH-Flotte mehr als 19.000 Kilometer vermessen und 106 Wrackpositionen untersucht, wobei 12 neue Unterwasserhindernisse entdeckt wurden.

Für die Meeresumweltbeobachtung und Forschung legten die fünf BSH-Schiffe 2024 rund 25.000 Kilometer in Nordsee und Ostsee zurück. 400 Messpunkte werden so jährlich im Meer beprobt und an diesen Positionen mehr als 100 Schadstoffe überwacht. Die gesammelten Daten liefern die Grundlagen zur Bewertung des Umweltzustands in Nordsee und Ostsee und ermöglichen eine Einordnung der unter anderem klimawandelbedingten Veränderungen in diesen Meeresgebieten.

II. GDWS beauftragt zwei neue Lotsenversetzschiffe

Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (GDWS) hat am 18.11.2025 zwei SWATH-Lotsenversetzschiffe für den Lotsbetriebsverein e.V. beauftragt. Die Schiffe ersetzen die bisherigen SWATH-Tender "Duhnen" und "Döse". Sie sollen Ende des Jahres 2027 ausgeliefert werden.

Bundesminister Patrick Schnieder:

Die Seelotsinnen und Seelotsen erfüllen eine äußerst wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe. Sie sorgen nicht nur für die Sicherheit der Schiffsbesatzungen, sondern auch für den Schutz unserer Küsten. Sie müssen die größten Schiffe der Welt sicher an ihr Ziel bringen. Dafür wollen wir ihnen die bestmögliche Ausrüstung zur Verfügung stellen.

GDWS-Präsidentin Anke Leue:

Die neuen SWATH-Tender sind für uns mehr als nur technische Projekte: sie sind ein Versprechen an die Seelotsinnen und Seelotsen, die täglich Großes leisten. Ihre besondere Konstruktion sorgt selbst bei rauem Wetter für Sicherheit und Vertrauen. Ich freue mich sehr, dass durch das Schiffspaar die wichtige Arbeit des Lotswesen ein Stück leichter und sicherer wird.

SWATH steht für Small-Waterplane-Area-Twin-Hull-Schiffe. Ein SWATH-Tender besteht aus zwei torpedoförmigen Unterwasserrümpfen, die durch Stege mit der darüber liegenden Plattform verbunden sind. Diese spezielle Konstruktion sorgt für ein stabiles und ruhiges Fahrverhalten. Sie bietet den Lotsinnen und Lotsen eine ideale Arbeitsplattform beim Übersteigen auf große Schiffe während der Fahrt und bei widrigen Seegangbedingungen. Das auftriebsgebende Volumen der Schiffe liegt deutlich unter der Wasserlinie, das Gros der Schiffsstrukturen darüber. Für das Übersetzen von Personen auf andere Schiffe wird somit die Relativbewegung zwischen den Fahrzeugen minimiert, was maßgeblich die Sicherheit erhöht und das Wetterfenster für mögliche Einsätze erweitert.

Wichtige Eigenschaften und Kenngrößen der beauftragten SWATH-Lotsenversetzschiffe für den Lotsbetriebsverein e.V.

Hauptabmessungen:

  • Länge über Alles: 25,63 m
  • Breite über Alles: 14,27 m
  • Tiefgang (Konstruktionstiefgang): 2,70 m
  • Geschwindigkeit: 8 kn (ca. 33 km/h)
  • Motorleistung: 4 Motoren à 600 PS (441 kW), mit dem Abgasstatus IMO Tier III
  • Antriebskonzept: Dieselelektrisch (für den Endantrieb werden zwei Propeller durch zwei Elektromotoren angetrieben; die elektrische Energie wird durch die vier Dieselmotoren erzeugt)
  • Transportkapazität: 12 Personen (zzgl. Besatzung; zudem Mitnahme von zusätzlichen Versorgungsgütern für die Lotsenstationsschiffe möglich)